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  • AutorenbildLaura Ritter

Das Pippi-Langstrumpf-Motto


Die Zeiten, das Wetter, der Job, die Kollegen, die Familie, die anstrengenden Nachbarn, das schon wieder kaputte Auto oder Fahrrad – wir sind nicht selten „Opfer“ äußerer Umstände. Wir sind ja keine autarke Insel, sondern leben in einem System, in dem wir mit anderen Menschen vernetzt, von bestimmten Dingen abhängig und in bestimmten Umständen „gefangen“ sind. Frustrierende Wahrheit? Vielleicht.


Natürlich, fällt es leicht, die Revolution auszurufen oder ganz aussteigen zu wollen, wenn diese äußeren Bedingungen mal wieder besonders einschränkend und unüberwindbar wirken. Die autarke Hippiekommune, die jahrelange Weltreise oder genereller Protest und Aufstand erscheinen dann besonders attraktiv.


Doch manchmal – sicher nicht immer – geht es auch ohne den „Hard Cut“. Manchmal haben wir Gestaltungsspielräume im System, die wir gar nicht sehen oder aus Trotz, Stolz oder Angst nicht nutzen, obwohl sie uns ganz unmittelbar schon enorme Erleichterung und Freiraum schaffen würden.


Denn vielleicht muss es nicht immer das überteuerte Mittagessen und mit den ungeliebten Kolleg:innen sein, sondern es ist viel wohltuender in der Mittagspause einen kleinen Spaziergang allein zu unternehmen. Vielleicht muss der Wocheneinkauf auch nicht den halben Samstag beanspruchen, sondern lässt sich elegant anders organisieren. Vielleicht muss nicht jede Whatsapp-Nachricht innerhalb von 30 Minuten beantwortet werden, sondern es reicht, wenn es ein bestimmtes Zeitfenster am Tag dafür gibt. Vielleicht muss auch nicht jedes Telefonat an- und jeder mögliche Termin wahrgenommen werden – oder umgekehrt, vielleicht kann ich mich auch um ein Treffen mit der Person bemühen, auf die ich Lust habe, statt immer nur die zu treffen, die mich eben von sich aus nach einem Kaffee-Date fragen. Vielleicht ist es auch vollkommen okay, früher ins Bett zu gehen und früher aufzustehen (oder eben später), weil das meinem persönlichen Biorhythmus entspricht. Vielleicht kann ich bestimmen, wann ich wen anrufe, anstatt mich zu beschweren, dass X oder Y sich ja nie melden. Und wenn das Auto kaputt ist: Auch hier gibt’s gegebenenfalls Möglichkeiten, an die ich zunächst gar nicht gedacht habe: Fahrgemeinschaft, Fahrrad, Home Office oder mobile Arbeit, verschobene Arbeitszeiten für besseren Nahverkehrsanschluss, Car Sharing, Mietfahrrad, Spontanurlaub – wer weiß.


Ich nenne das das „Pippi-Langstrumpf-Motto“: Ich mach‘ mir die Welt, wie sie mir gefällt.


Ich beginne zu gestalten, statt zu erdulden oder zu erleiden. Ich werde aktiv, statt passiv und frustriert. Ich nehme das in die Hand, was ich ändern kann und oftmals wird es allein dadurch leichter, das andere, also das, was ich nicht ändern kann, zunächst hinzunehmen. Um motivierende Erfolge und mehr Lebensfreude statt hoffnungslosem Achselzucken gepaart mit Frustration zu ernten, fange ich dafür mit den kleinen Dingen an statt mit den großen Revolutionen. Schritt für Schritt wird dann manchmal sogar Großes möglich. Denn ich werde vom Opfer zum Gestalter bzw. zur Gestalterin.

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